Geiz ist nicht mehr geil - die Rückkehr zu den Werten

 

Geist ist geil 100Geist ist geil


Deutschland. Servicewüste. Das europäische Land mit den niedrigsten Einzelhandelspreisen, egal wohin man schaut. Unterhaltungselektronik, Lebensmittel, Kleidung. Die meisten Discounter. Aldi, Lidl, Pro Markt und der Blödmarkt, alle machen es uns vor. Billig, billig, billig. Ebay und Günstiger.de ist in aller Munde und den Einzelhändlern auf den Fersen. Der Euro ist schon lange kein "Teuro" mehr. Eine Jeans für 9,90€ - vor 10 Jahren unvorstellbar. Allerdings ist Deutschland das einzige Westeuropäische Land das diese Entwicklung aufweist. Die schlechte wirtschaftliche Lage und die verstärkt, seit Mitte der 90er Jahre real gesunkenen Einkommen schaffen dafür günstige Rahmenbedingungen. Aber löst Geiz das Problem mit dem knapper werdenden Geld wirklich?

Hektisches Einkaufen, ein Gerenne um den niedrigsten Preis, schlechter Service, niedrige Qualität, kein Spaß mehr beim Shoppen. Optisches muss hinten an stehen, der Preis ist wichtiger. Es wird gekauft um des Kaufens Willens. Es wird nicht mehr unterschieden, ob ein Produkt auch wirklich gebraucht wird. Kleidung wird massenweise konsumiert und schon nach wenigen Wochen in den Müll geworfen. Schlechte Verarbeitung und minderwertige Stoffqualität halten nicht mehr als 3mal waschen aus.

Wer hätte dem Kunden auch erklären sollen, dass ein T-Shirt für 2,99€ nur unzufrieden macht? Nicht einkalkulierte Verkäuferinnen und Verkäufer die sich das  Kaufhaus für diesen Preis nicht leisten kann? Wer hätte dem Kunden sagen können, dass man kein gutes T-Shirt für diesen Preis herstellen kann. Es sei den, es wurde von Kindern oder Fronarbeitern in Indien hergestellt.
 

 

Geiz schafft Leid


Wir verursachen durch unseren Griff zum Billigprodukt aber auch vieles, das wir nun wirklich nicht wollen.

Nehmen wir das Beispiel Haustierhaltung. Hundefutter. Katzenfutter. An einer kleinen Dose Billigfutter verdient ein Händler wenige Cent. Er braucht hunderte Kunden um seine Kosten zu decken und auch noch davon leben zu können. Für den Einzelnen kann er sich wirklich keine Zeit mehr nehmen. Das heißt erstens, dass der Besuch beim Billighändler eine sehr freudlose Sache ist.

Weiter. Der Hersteller muss billig produzieren. Hunde und Katzen brauchen tierisches Eiweiß. Zwei Möglichkeiten gibt es, um billiges Eiweiß zu verwenden. Entweder minderwertige Rohprodukte, wie aus der Tierkörperverwertung oder Krallen, Haare usw. zur Proteingewinnung verwenden. Oder die Verwendung hochwertiger Rohstoffe. Echtes Fleisch, gewonnen aus tierquälerischer Massentierhaltung. Artgerechte Haltung macht Geiz unmöglich. Unsere Lieblinge, für die wir alles tun, damit es ihnen gut geht, erhalten also das Beste von Ihren geschundenen Verwandten. Das will doch wirklich kein Mensch, der sein Tier lieb hat.

"Ich habe aber fünf Katzen und kann mir nur billiges Futter leisten!" -- Stimmt halt auch nicht. Erstens verbrauchen Katzen oder Hunde bei schlechter Ernährung oft die doppelte Futtermenge. Meist ist Billigfutter dann schon nicht mehr günstiger.

Und zweitens ist weniger wirklich oft mehr! Wenn wir hochwertiges Futter mit Fleisch, das nicht aus tierquälerischer Haltung stammt, verwenden, und uns dann halt wirklich nur noch vier Katzen leisten könnten. Würden wir uns dann nicht besser fühlen? Es wäre ein schlechter Mensch, der die fünfte Katze nun weggibt. Es geht uns ums Prinzip. Auch wissen wir nicht, ob wir beim teureren Produkt immer zum Richtigen greifen. Es geht uns in diesem Artikel darum, dass Geiz nun wirklich nicht geil ist. Und es geht uns darum, dass es auch anders geht.
 

 Werte machen zufrieden


Geiz macht vor allem unzufrieden. Der Geizige schlägt sich bei Aldi um den Billigcomputer und verliert dabei seine Selbstachtung. Er kauft sich ein Billig-T-Shirt, das nach dreimal waschen kaputt ist und ärgert sich. Er handelt so lange, dass der Verkäufer ihn hasst. Er kauft sich Schuhe, in denen er nicht gehen kann, seinem Wohlbefinden schaden und die Müller, Meier und Schulze auch tragen.

Werte dagegen machen zufrieden. Auch wenn uns die Billigwerbung vormacht, dass wir für jede Gelegenheit neue Kleider brauchen. Es macht doch zufriedener und auch mehr Freude am Konsum, seltener, aber hochwertigere Kleidung zu kaufen, die auch nicht jede und jeder trägt.

Konsum ist ein (wichtiger) Teil unserer Gesellschaft. Massenkonsum führt jedoch immer zu einem Werteverlust.

Das wird am Beispiel des 11-jährige Jungen deutlich, der seit drei Jahren über 350 "schöne" Briefmarken gesammelt hat. Seine Eltern haben ihm dann zum Geburtstag 1100 Marken im Sammelpack geschenkt. Der Junge hat sich gefreut und den ganzen Tag die Briefmarken angeschaut. Deshalb haben ihm die Eltern am nächsten Tag nochmals über 500 Briefmarken geschenkt. Ein paar Tage später hat der Junge die Sammlung einem Freund geschenkt. Sein mühseliges Sammeln über drei Jahre war einfach wertlos geworden.

Haben wir alle nicht schon einmal so etwas ähnliches erlebt...?
 

 Die Quintessenz


Wenn wir auf Dauer unser hart erarbeitetes Geld für minderwertige Produkte ausgeben, die nicht halten was sie versprechen, führt uns das in ein qualitativ schlechteres Leben.
Ist es nicht sinnvoller, etwas mehr auszugeben, zufrieden zu sein, freundlich behandelt zu werden und ein Produkt zu erwerben, von dem wir noch lange was haben? Und mit dem wir weniger Druck auf Hersteller ausüben, der letzten Endes irgendwo auf der Welt zu Leid von Mensch und Tier führt!

Im Endeffekt geben wir unbewusst sogar mehr aus, wenn wir uns in die "Geiz-ist-geil-Spirale" hineindrehen lassen. Denn wir sind unzufrieden und kaufen dann doch das etwas teurere Produkt. Im schlimmsten Fall kaufen wir das eben kaputtgegangene Produkt erneut. Da hilft nur Geist :-).
 

 Die Trendwende


Doch wie immer findet der Mensch von selbst die Lösung. Da wir alle uns nur eine gewisse Zeit verarschen lassen und dauerhafte Unzufriedenheit Verhaltensänderungen auslöst, scheinen wir am Beginn einer Besinnungsphase zu sein. Fachhändler gewinnen wieder Marktanteile gegenüber Discountern. Die Marktanteilseinbußen des "Kleinen" Lebensmitteleinzelhandels scheinen gestoppt. Aldi wächst zum ersten Mal langsamer. Markenartikelhersteller entdecken die Innovation als Marktstrategie wieder und lassen die Discounter nur langweilige "Me Too" Produkte vertreiben.

Und wir Menschen merken, dass wir uns über Geiz nicht definieren und abgrenzen können.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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